Hans Reuschel
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Martin Seel *1954

ist ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer.

Seit 2004 lehrt er an der Johann Wolfgang Goethe - Universität Frankfurt. 

Seel gilt als Vertreter der" dritten Generation" der Frankfurter Schule.




Reuschels Räume

Abstrakte Malerei – so bieten sich Hans-Jürgen Reuschels Bilder auf den ersten Blick dar. Auf den zweiten aber erweisen sie sich als äußerst konkret. Sie zeigen Zustände des Geschehens, das sie hervorgebracht hat. Hergestellt durch den Auftrag von Acrylfarbe auf Leinwand mit Spateln und Schiebern lassen sie mal dichte, mal offene Farbräume entstehen, denen die Gestik ihrer Entstehung jederzeit anzusehen ist. Seine Bilder sind Bewegtbilder – nicht solche, die sich wie im Film tatsächlich bewegen, sondern solche, in denen sich die Spuren ihrer Schicht um Schicht auf- und abtragenden Erzeugung manifestieren. Das improvisatorische, die Einladung an den Zufall nicht scheuende Verfahren, dem sie ihre Geburt verdanken, bringt Arrangements ganz unterschiedlicher Art hervor. Oft ist nicht zu erkennen, welcher Farbauftrag welchen über- oder unterlagert; Vordergrund und Hintergrund changieren. Das verleiht den Bildern eine Raumtiefe, die völlig ohne eine perspektivierende Anordnung auskommt. Doch obwohl Reuschels Bildobjekte nichts repräsentieren, offerieren sie ihrer Betrachtung reichhaltige Möglichkeiten gegenständlicher Assoziationen. Nicht wenige lassen sich wie von oben festgehaltene Landschaften betrachten, mal wie mit Schneeresten gemusterte Ebenen, mal wie ein in sommerlich gebräunter Vegetation daliegendes Hochland, mal wie die Topographie des Verkehrsnetzes einer großen Stadt. Senkrechte Strukturen können an einen undurchdringlichen Wald erinnern, eine mit kargen Spuren versehene Leinwand an verwitterte Fassaden, eine mit dichten Blaugrün übermalte an ein abgründiges Gewässer. Ein verwischte waagrechte Linien zeigendes Bild erscheint wie eine Hieroglyphenschrift, die ihrer Entzifferung harrt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt – außer der einen, das es bei solchen Assoziationen nicht bleiben muss. Sobald diese verblassen, kann jedes der Werke wieder wie ein sich selbst genügender Farbakkord wahrgenommen werden, der einen synästhetischen Klangraum eröffnet. Nicht umsonst ist Hans-Jürgen Reuschel von Haus aus Orgelbauer und ein passionierter Pianist.







UNSCHARFE BILDER



 Liebe Frau B., 

die unscharfen Bilder Gerhard Richters sind mir vertraut – sie haben die Wahrnehmung zeitgenössischer Malerei geprägt. In meinem eigenen Schaffen jedoch standen sie nicht Pate. Ausgangspunkt war vielmehr eine Serie von Fotografien, die aufgrund eines fehlerhaft eingestellten Autofokus’ nicht die gewünschte Klarheit erreichten. Zunächst als technische Panne abgetan, wirkten die Bilder im Rückblick wie Vorboten eines malerischen Interesses: dem an der Unschärfe als Ausdrucksmittel. Ein weiterer Impuls war der Besuch einer Ausstellung eines Fotografen, der bewusst mit verschwommenen Landschaftsmotiven arbeitete. Diese Bilder erinnerten mich nicht an Abbilder, sondern an innere Zustände – an Erinnerung, Ahnung, Traum.

So fand die Unschärfe Eingang in meine Malerei: nicht als Effekt, sondern als Frage. Sie unterläuft die Erwartung der Deutlichkeit, soll Räume zwischen Motiv und Betrachtung öffnen.. Oft werden Werke mit fotorealistischer Präzision begonnen und danach gezielt in Unschärfe überführt. Die Auflösung der Form nicht als Verlust, sondern als Möglichkeit: das Sichtbare zu hinterfragen, das Gesehene zu vertiefen, das Eindeutige zu vermeiden.
Was meine Arbeiten damit verbindet, ist vielleicht die Unschärfe – und doch entspringt sie aus unterschiedlichen Quellen. Bei mir ist sie nicht Ergebnis eines kunsthistorischen Konzepts, sondern gewachsen aus Zufall, technischer Irritation und der Beobachtung fotografischer Strategien. So markieren unsere Bilder zwar ähnliche ästhetische Felder, wurzeln jedoch in unterschiedlichen Bewertungen, Positionen und Anregungen.....


Waldkirch 03.08.2025


 

 
 
 
 
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